Elektrofrühling

Christopher Wurmdobler
Kolumnen, FALTER 9/2015 vom 25.02.2015

Der Wiener Rap-Gott Nazar hat momentan ganz schön viel zu tun: der Beef mit dem FPÖ-Chef, das superanstrengende Coaching mit Sushi-Häppchen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen für den Song Contest. Und jetzt auch noch "Electric Spring". Anfang der Woche stellten Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und MQ-Direktor Christian Strasser das neue Elektromusikfestival vor. 100.000 Euro Budget hat Kurator Thomas Heher (Waves-Festival) für die erste Ausgabe, die am 16. und 17. April im Museumsquartier und in der Kunsthalle bei freiem Eintritt über die Bühnen gehen wird. Und mit dabei eben: Nazar. Aber auch Patrick Pulsinger, Elektro Guzzi oder die seltsamen Perückenträger von Johann Sebastian Bass. Letztere könnten Österreich auch beim Song Contest vertreten.

Die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker ist ziemlich regelmäßig in Wien. Aber eher dann im Sommer, weil ihre Produktionen beim Impulstanz-Festival gern gesehen sind (übrigens auch von amerikanischen Popstars, die sich hier öfter schon haben inspirieren lassen). Jetzt lernte Frau De Keersmaeker den Wiener Winter kennen: Sie erhielt von Kunstminister Josef Ostermayer das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, eine der höchsten Auszeichnungen, die die Republik Österreich für wissenschaftliche oder eben künstlerische Leistungen parat hält. Und die wichtigste Tanzmacherin der Gegenwart? Freute sich still über die Auszeichnung. Wie wunderbar bescheiden.

Ach ja, nach Opern-, Rosen- und Mauerblümchenball herrschte in der Stadt irgendwie Katerstimmung. Dabei ist die Ballsaison trotz Aschermittwoch und Heringgeschmause längst noch nicht zu Ende. So lud vergangenen Samstag das Integrationshaus zum traditionellen Flüchtlingsball ins Wiener Rathaus. Musiker, Integrationshaus-Mitbegründer und Ehrenpräsident Willi Resetarits sprach die Eröffnungsworte, Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou die Stadträtinnen Sonja Wehsely und Sandra Frauenberger machten den offi ziellen Teil, und dann ging sie los, die tollste Charity-Sause der Stadt. Wer noch nie dabei war: Unbedingt einmal versuchen! Vor allem Menschen mit Ballphobie, die glaube, sie hätten nicht die passenden Roben für derlei Anlässe, können aufatmen: Beim Flüchtlingsball nimmt man Dresscodes eher locker.

Locker. Passt. Am Montag nach dem Ball sah man die Frau Vassilakou wieder beim Hauptgeschäft: Auf der Mariahilfer Straße (siehe auch Seite 41) begannen frühlingseinbruchsbedingt eine Woche früher als geplant die Bauarbeiten für die Begegnungszone. Unter Zuhilfenahme von Bezirkschefs und -vizechefs Susanne Jerusalem, Markus Rumelhart, Thomas Blimlinger sowie Peter Lux, der das Bauprojekt koordiniert. Begegnungszone: eigentlich kein schlechter Name für unsere kleine Gesellschaftsseite hier.

Aber diese Woche ist ja auch noch eine Woche. Zum Beispiel erscheint jetzt das neue Album "Schick Schock" von Bilderbuch, den, wie die Welt am Wochenende titelte, "österreichischen Beyoncés". Oder der französische Musiker-Produzent-DJ Marc Collin kommt. Mit seinem neuen Projekt Bristol nämlich für eine FM4 Radio Session ins Radiokulturhaus. Frühling!

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