Wir Sport-Österreicher sind invertierte Nagetiere
Österreichs Patriotismus nährt sich mühsam. Mangels Masse an Bevölkerung, Kapital und Waffenmacht muss das so sein. Aber im Winter schmarotzt er. An Randsportarten wie alpinem und nordischem Skilauf richtet er sich auf und sammelt Fettvorräte, um die mageren Sommer voller Fußball, Leichtathletik, Schwimmen und Tennis durchzustehen. Österreichs Patriotismus ist ein invertiertes Eichhörnchen. Bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Falun nagt dieser unser innerer Rodens am Hungertuch, kassiert vierte und fünfte Plätze am laufenden Band. Aber in Saalbach, da setzte er beim Doppelsieg des Matthias Mayer wohlig Fett an. In der Abfahrt herrschten beinahe Stermann'sche Verhältnisse ("Sechs Österreicher unter den ersten fünf"): Das Podium war komplett rot-weißrot besetzt. Einziger Nagermoment: als der in der Abfahrt um zwei Hundertstelsekunden geschlagene Max Franz im Moment seiner Niederlage aufstampfte wie ein frustriertes Zornhörnchen.
Armin Thurnher treibt Sommersport im Winter und taucht in die Psyche des Sportpublikums ein