Gelesen Bücher, kurz besprochen
Staatsstreich gegen den Staat Im Jahr 2010 ist der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl - für ihn selbst überraschend - mit dem Bestseller "Das Gespenst des Kapitals" berühmt geworden. Das Buch wurde gefeiert, weil es die Absurdität des Finanzkapitalismus aufzeigte. Nun veröffentlichte Vogl ein neues Werk, mit dem er an seinen damaligen Erfolg anknüpfen könnte.
Das Buch "Der Souveränitätseffekt" beschreibt ausführlich, wie abhängig die Nationalstaaten von den Finanzmärkten sind.
Der Jurist Carl Schmitt stellte einst die Definition auf, der Souverän sei immer der, der über den Ausnahmezustand bestimme. Diese Sichtweise trifft sich mit der These von Vogl, dass es den Finanzmärkten mittlerweile gelungen sei, eine Art Staatsstreich gegen die Politik zu betreiben. In der politischen Wirklichkeit sei heute nicht legitim, was das Volk wolle, sondern was die Märkte wollen würden.
Die Märkte seien heute in einer Position, in der sie ihre eigenen Risiken in Gefahren für alle anderen verwandeln würden.
"Marktrisken werden nach unten durchgereicht, und politische Entscheidungsmacht wandert von gewählten Regierungen ab", sagte Vogl im Spiegel. Und das sei nicht einmal eine neue Erscheinung, sondern das Ergebnis eines längeren Trends; Nationalbanken hätten etwa von jeher fern von demokratischer Kontrolle gearbeitet. Wer sich mit solchen Überlegungen genauer beschäftigen will, sollte zu Vogls neuem Buch greifen. Joseph Vogl: Der Souveränitätseffekt. Diaphanes. 320 S., € 25,70