Meinesgleichen Ein russischer Insider und Kenner Wladimir Putins

Falter & Meinung, FALTER 10/2015 vom 04.03.2015

Ein Foto auf Facebook zeigt ihn am Gehsteigrand, nachdenklich auf den Schauplatz und auf sein iPhone blickend. Gleb Pawlikowskij steht in Moskau, am Kreml, am Rande jenes Ortes, an dem unbekannte Täter den Moskauer Oppositionellen Boris Nemzow ermordeten.

Pawlikowskij bezeichnet sich selbst als russischen Dissidenten, was insofern bemerkenswert ist, als er zwölf Jahre lang als engster Berater Wladimir Putins und später auch dessen Nachfolgers Dmitrij Medwedew fungierte. Er habe einst in der Sowjetunion als Dissident angefangen und sei nun wieder zu seiner alten Rolle zurückgekehrt, sagt er. Zwischendurch half er Putin, die "gelenkte Demokratie" zu lenken. Heute lebt er als Berater und Autor in Moskau.

Er hat Putin in scharfer, glasklarer Weise analysiert. In einem ausführlichen Interview für das englische Magazin New Left Review nannte er diesen "einen sowjetischen Menschen, der keine Lehren aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion gezogen hat". Erich Klein und der Autor sprachen mit Pawlikowskij sehr ausführlich über Putins Wandel, über das heutige Russland, was Putin darin steuern kann und was nicht mehr. Und natürlich über die Krise in der Ukraine.

In klarem Russisch, selbstironisch, zynisch und brillant bringt Gleb Pawlikowskij seine Thesen vor. Zur Ermordung Nemzows sagt er: "Man wird schnell einen Mörder finden müssen, egal wie." Im nächsten Falter folgt das ausführliche Gespräch mit Gleb Pawlikowskij.

Im nächsten Falter: Gleb Pawlikowskij im Gespräch mit Erich Klein und Armin Thurnher

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