Mit Gspür fürs große Erbe des Roten Wien
Rechtzeitig zum Wahlkampfstart entdeckt die Wiener SPÖ ihre Wurzeln und erfindet den Gemeindebau neu
Ich glaube nicht, dass es smart ist, Begriffe zu verwenden, die keine Sau versteht." So zu granteln, das kann sich auch nur Michael Häupl erlauben. Der Wiener Bürgermeister macht seinen Job seit unglaublichen 21 Jahren, steht mitten in seinem fünften Wahlkampf und wirkt trotzdem oder gerade deswegen etwas genervt. "Zeiten fokussierter Unintelligenz" hat Häupl das Wahlkämpfen einmal genannt, und das passt wunderbar zur traditionellen Klausur des SPÖ-Landtagsklubs in Rust vergangenen Donnerstag. Hier wird immer etwas Neues präsentiert. Heuer, im Jahr der Gemeinderatswahl in Wien, ist es der "Gemeindebau neu".
Neu ist am "Gemeindebau neu" nicht wirklich etwas, und das weiß auch Häupl. 2004 hat die Stadt Wien aufgehört, Gemeindebauten zu errichten. Zu teuer sei das geworden, weil die Europäische Union vorschreibe, alle öffentlichen Aufträge auszuschreiben. 2006 musste die Stadt, ebenfalls auf Druck der EU, den Gemeindebau für Nicht-Österreicher öffnen. Seit damals errichtet die Stadt nur mehr Genossenschaftswohnungen, mit Bauträgern, die ihr nahestehen.