Tausche Sex gegen Brennholz und Luxusgefühle gegen echten Hunger
Es stank, Dinge aus Not zu verkaufen, anstatt aus Langeweile, Lust oder Gier. Es war ein Makel. So etwas Peinliches, Entwürdigendes machte man nur heimlich. So wie man überhaupt nur heimlich bedürftig sein sollte, so wie man unsichtbar zu werden hatte, wenn es anfing, einem schlechtzugehen."
Früher hatte Marian ein gutes Leben. Sie entwarf Kleider und war damit erfolgreich, hatte eine schöne Wohnung und eine langjährige Beziehung. Dann kam die Krise, die Wirtschaftskrise und Marians persönliche. Mit dem Ausbau ihrer Firma übernahm sie sich und privat fiel sie auf einen als Philosophiedozenten getarnten Schürzenjäger rein. Sie legte eine doppelte Bruchlandung hin.
Aus Scham sucht Marian das Weite, verlässt Wien und verschanzt sich auf dem Land in dem kleinen Haus ihrer verstorbenen Tante. Statt Erste-Welt-Problemen plagen sie nun echte Sorgen: Wo kriege ich was zu fressen her? Und wie kriege ich die Bude warm? Weil sie auf Almosen vom Staat verzichtet, muss sie als Selbstversorgerin mit dem auskommen, was sie im Keller findet, im Garten anpflanzt und sich von den angrenzenden Bauernhöfen stibitzt. Doris Knecht schreibt über das, was sie kennt und was ihr nahe ist, die Welt der Bobos. In "Wald" fragt sie sich, was passiert, wenn diese Spezies ihre Lebensgrundlage verliert. Kann der Bobo dann überhaupt überleben?