Einmal mit Rechnung, bitte!
Sie verteilen nichtssagende Konsumations-Bons und frisieren ihre Kassen mit USB-Sticks. Wie Österreichs Wirte die Finanz betrügen
Es ist verblüffend, was sich alles auftut, wenn man einmal bewusst registriert, was man sonst übersieht. Zum Beispiel, wie in Wiens Kaffeehäusern und Restaurants eigentlich die Rechnungen ausschauen.
"Zwischenrechnung" steht beispielsweise auf ihnen in einem Wirthaus in der Innenstadt - von der Umsatzsteuer findet sich da kein Wort. Oder man bekommt einen "Konsumations-Bon" im Kaffeehaus, ebenfalls im ersten Bezirk. Im großen Touristencafé am Graben kritzelt die Kellnerin, um eine Rechnung gebeten, überhaupt nur einige Zahlen in ihren Stiegl-Bier-Block. Beim Würstelstand schließlich sagt die Frau hinter der Theke: "Rechnung kann ich Ihnen im Moment keine geben."
Was in der Gastwirtschaft passiert, ist die Steuerhinterziehung des kleinen Mannes - oder besser, die der vielen kleinen Wirte. In Medien liest und hört man kaum von ihr, weil diese Tricksereien banal erscheinen. Und doch entgehen der Republik jährlich rund 3,2 Milliarden Euro an Umsatzsteuer, wie die EU-Kommission 2012 ausrechnete - ganze zwölf Prozent jener Steuer, die gemeinhin zehn Prozent von der Konsumationssumme beträgt und hierzulande den größten Teil der Staatseinnahmen ausmacht. Denn viele Wirte kassieren die Umsatzsteuer zwar vom Gast, aber sie leiten das Geld nachher nicht ans Finanzamt weiter.