"Leviathan": Von toten Walen und eisigen Herzen
Das Seeungeheuer Leviathan wird in der Bibel als ein Monster beschrieben, das für den Menschen unbesiegbar ist, nur Gott vermag das allmächtige Tier zu töten. Schon allein der Versuch sich zu erheben, ist zum Scheitern verurteilt. Es gilt das Gesetz des Stärkeren, wer die Macht und die Kraft hat, bestimmt die Spielregeln.
So eine Allmacht findet sich auch im verschlafenen Kirowsk, dort wird die korrupte Lokalpolitik zum Antagonisten im Drama "Leviathan" von Andrei Swjaginzew. An diesem Ort wagen es Nikolai und seine Familie, sich gegen den Bürgermeister aufzulehnen, dieser hat es auf das bescheidene Haus der Familie abgesehen und Nikolai kurzerhand rechtswidrig enteignet. So menschenleer, wie der Ort mit viel wilder Natur und rauer Uferlandschaft inszeniert wird, scheint sich niemand aus der Stadt hierhin zu verirren. Fernab der großen Weltbühne, auf der Russland spielt, interessiert sich hier keiner für Paragrafen, die nur scheinbar Schutz gewähren. Im Rausch der Wut, der Verzweiflung und des Alkohols werden dann Drohungen ausgesprochen und Menschen ermordet. Die Stadtverwaltung ist das große Monster, das unbesiegbar ist und sich dabei immer wieder des Beistands der Geistlichen versichern will, um mit reinem Gewissen weiterhandeln zu können.
Schließlich schafft Nikolai es nicht, sich gegen diese Macht aufzulehnen, sein Haus wird abgerissen und er verliert alles. Wie Hiob versteht er nicht, was um ihn herum geschieht, fühlt sich hilflos ausgeliefert. Die Sympathie liegt klar bei Nikolai und kurzzeitig sieht es nach einem Sieg des kleinen Mannes über den großen Fisch aus, jedoch folgt ein entmutigendes Ende an einem Ort, an dem die Zeit stillsteht und jedes Filmbild zur Melancholie einlädt. Eine große Empfehlung.
Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmcasino)