Wie die Gemeindebau-Bürokratie Frau Ilses Blumen entsorgte
Ein Wiener Schauplatz, an dem kleine oder große Politik stattfindet
Das Rote Wien ist stolz auf seine Gemeindewohnungen. Und die Mieter sind stolz auf ihren Bau. Der Gemeindebau ist nicht nur ein politischer Machtfaktor, sondern, empirisch gesichert, Quell der Zufriedenheit.
Das liegt wohl auch an Mieterinnen wie Ilse Scharang. Sie lebt in der Per-Albin Hansson Siedlung, als Herrscherin der einst "schönsten Stiege Wiens". Weil das Stiegenhaus einst so trist und kühl wirkte, begrünte sie es. Vor 35 Jahren war das, als Kreisky das Land regierte. Frau Scharang kaufte Yukkapalmen und Hängephilodendren, dazwischen hängte sie Blühendes aller Art. Die Nachbarn gossen die Pflanzen, man kam einander näher.
In anderen Städten würde man Frau Scharang wohl danken. Das Rote Wien aber sah, nach 35 Jahren!, im Pflanzenschmuck einen feuerpolizeilichen Misstand. Im Morgenrock sah Scharang zu, wie die Bürokratie den Blumosus entsorgte. Nur ein Pflänzchen hat Frau Scharang gerettet. Und wieder aufgehängt.