Kleine Philosophie der Schrecksekunde
Armin Thurnher über die Zeit des Schreckens im Sport und auf der Couch
Je näher das Saisonende rückt, desto wichtiger scheint es, über die Schrecksekunde nachzudenken. Einmal in 20 Jahren komme so was vor, sagte Marcel Hirscher, nachdem er dem TV-Publikum eine solche Sekunde aufgebrummt hatte und im ersten Durchgang des Slaloms von Kranjska Gora beinahe ausgeschieden wäre. Unsere Sekunde kostete ihn zwei; eine davon holte er im zweiten Durchgang auf. Er wurde noch Sechster. Eine Schrecksekunde bezeichnet die Zeit, in der ein Mensch auf Unvorhergesehenes reagiert; Sportler können sie bis auf eine Zehntelsekunde drücken. Während uns noch der Atem stockt, hat der Athlet schon reagiert und - hoffentlich -das Schlimmste verhütet. Die Schrecksekunde wird übrigens durch Alkoholkonsum verlängert, auf der Couch dauert sie vielleicht 20-mal so lang wie auf der Piste. In beiden Fällen kann der Herzschlag zwischendurch aussetzen. Danach geht das Leben weiter.