Renata wird’s schon richten
In Österreich arbeiten fast 60.000 24-Stunden-Pflegerinnen unter zum Teil unzumutbaren Bedingungen. Die Politik duldet dieses System. Ein Report über eine Boombranche, die niemand genau kontrollieren will
Illustration: P. M. Hoffmann
Renata L. mag Herrn F., aber sie hasst seine vier Katzen. Herr F. bewohnt ein Gartenhaus mit zwei Zimmern, alles ist bis unters Dach vollgeräumt. Die Türen kann man nicht zumachen. Die Tiere, ihre Haare und ihr Geruch sind überall – auf dem Sofa, in der Küche, auf dem Esstisch. Sie drängen sich dazu, wenn Frau L. die Wäsche macht und wenn sie sich auf ihrem schmalen Klappbett hinlegt. Frau L.s Tage sind ein permanenter Stellungskrieg – jeder klitzekleine Geländegewinn muss verteidigt werden. Fünf Quadratmeter wären schön. Fünf saubere Quadratmeter, nur für sie allein. Aber das geht nicht in diesem Haus.
Petra B. quälen die Nächte. Sie betreut ein Ehepaar. Einmal ruft er, dann ruft sie, ihm muss sie die Windel wechseln, sie muss aufs Klo, dann wieder tut einem von beiden etwas weh. „Mir scheint, sie sind eifersüchtig, und jeder will, dass ich mehr für ihn tue als für den anderen“, sagt B. Vier-, fünfmal aufstehen jede Nacht, das sei normal. Fest einzuschlafen – das traut sie sich längst nicht mehr.