Der globale Markt der Kinderwünsche
Elisabeth Beck-Gernsheim, die "Grande Dame der deutschen Familienforschung", spricht an drei Abenden in Graz
Zuerst Karriere machen und erst später ein Kind, vielleicht gar erst jenseits der 60? Social Freezing macht es möglich. Erst kürzlich gelangten Firmen wie Apple und Facebook in die Schlagzeilen, weil sie die Kosten übernehmen, wenn ihre Mitarbeiterinnen Eizellen einfrieren lassen und erst später Kinder bekommen. Ist das ein Schritt zur Unabhängigkeit der Frau, der sie vom Ticken ihrer biologischen Uhr erlöst? Oder ist es eine Strategie, das Leben und den Frauenkörper immer stärker den wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen?
Darüber und über den internationalen Kinderwunschtourismus spricht Elisabeth Beck-Gernsheim im Rahmen der Frühlingsvorlesung der Akademie Graz. Die Grande Dame der deutschen Familienforschung, wie die taz sie nannte, hat sich unter anderem mit den Themen Kinderwunschtourismus, technische Fortpflanzungsmedizin, Geschlechterverhältnisse und Ethnizität beschäftigt. Gemeinsam mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann, dem bekannten Soziologen Ulrich Beck, hat sie etwa das Buch "Fernlie-
be" über den Wandel von Paarbeziehungen in Zeiten der Globalisierung geschrieben.
Anlässlich der Vorlesungsreihe mit dem Titel "Unruhe bewahren" kamen bereits andere prominente Denker wie Klaus Theweleit oder Ilja Trojanow nach Graz, die Beiträge werden anschließend jeweils im Residenz Verlag veröffentlicht. Beck-Gernsheim wird im Literaturhaus an zwei Abenden Vorträge zum Thema "Kinderwunsch ohne Grenzen?" bestreiten, am dritten Abend spricht sie über das Thema "Weltfamilien", und zwar vor der Theatervorstellung "Le Passé" am Grazer Schauspielhaus. Eine Vorlesung über zwei Abende und noch eine Zugabe? "Das soll eine intensive und fordernde Auseinandersetzung sein. Man lernt sich kennen und steigt gemeinsam in die Diskussion ein", sagt Astrid Kury von der Akademie Graz. Die Vorträge funktionieren übrigens auch unabhängig voneinander, man darf also einzelne Vorlesungen schwänzen.
Literaturhaus, Graz, Mo und Di 20.00 Schauspielhaus, Graz, Mi 18.45