Eine andere Haltung zum Erzählen
Halb Liebesgeschichte, halb Thriller: Andrina Mračnikar gibt mit "Ma Folie" ein irritierendes Spielfilmdebüt
Eine grundlegende Skepsis bezüglich Bildern und Erzählungen, ein Misstrauen vermeintlich objektiven Wahrheiten gegenüber begleite sie schon lange, sagt Andrina Mračnikar. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Thema auch durch das filmische Werk der österreichischen Regisseurin und Drehbuchautorin.
2002 setzte Mračnikar sich in "Andri 1924-1944" mit der Geschichte ihrer Familie, Kärntner Slowenen aus Ludmannsdorf/Bilčovs, auseinander. Der kurze Dokumentarfilm beleuchtet das Schicksal ihres Großonkels Andri, der von der Wehrmacht desertierte, um sich den Partisanen anzuschließen, und von den Nazis hingerichtet wurde. Ein gleichermaßen zarter wie furchtlos fragender Film, eine persönliche Spurensuche in einer von Leerstellen geprägten Vergangenheit.
"Ich las die Protokolle, die die britischen Befreier damals mit den Mördern führten, mit all diesen beteiligten Nazis", erzählt Andrina Mračnikar. "Sie widersprechen sich darin komplett, und zum Zeitpunkt der Erschießung will keiner von ihnen anwesend gewesen sein. Es wurde auch nie jemand dafür verurteilt. Dass ein quasi objektives Dokument wie diese Verhörprotokolle so voller Lügen steckt, hat meine Skepsis gegenüber dem Erzählen noch verstärkt. Deshalb ist es mir wichtig, immer auch das Medium Film selbst zu reflektieren." Ein Interesse, das sich noch stärker in den fiktionalen Arbeiten der 33-jährigen Regisseurin abbildet.