The Good, the Bad and the Sceptic l
In der ziemlich deprimierenden und ziemlich lustigen "Brenner"-Verfilmung "Das ewige Leben" sagt Josef Hader zu Tobias Moretti, er möge sich endlich entscheiden, ob er ihn erschießen oder sentimental sein wolle, beides gleichzeitig finde er nämlich echt scheiße. Das ist nicht nur ein ziemlich witziger, sondern auch ein ziemlich wahrhaftiger Satz, denn in der Tat neigen böse, autoritäre und zynische Menschen oft stark zur Sentimentalität.
Das hat damit zu tun, dass die wenigsten von ihnen rund um die Uhr und mit Grandezza das Schlechte in der Welt mehren wollen, sondern bloß verdruckste Gelegenheitsbösewichte und Teilzeittagediebe sind. Und damit sie sich nicht mies fühlen müssen, wenn sie was Mieses anstellen, werden sie rührselig.
Dieser sekundärsentimentale Selbstbetrug, der den Genuss der eigenen Gefühligkeit irrtümlich als Beweis für die Schönheit der eigenen Seele durchwinkt, ist auf Dauer allerdings ganz schön anstrengend, nötigt er doch dazu, alle Indizien zu verleugnen, die Zweifel am geschönten Selbstbild aufkommen lassen. Auf diese Weise gerät man schnell in eine fatale Abwärtsspirale, die geradewegs in die Vollarschlochhaftigeit führt. Der Weg in die Hölle ist mit schönen Gefühlen gepflastert.