Wie konnte Gott so ein Desaster zulassen?

Karin Chladek
Feuilleton, FALTER 13/2015 vom 25.03.2015

Die opferreichste Naturkatastrophe des 20. Jahrhunderts war das Erdbeben von Tangshan in China am 28. Juli 1976 mit geschätzten 655.000 Toten und 780.000 Verletzten. Ebenfalls in China ereignete sich das Erdbeben mit den meisten Opfern seit Beginn der Menschheitsgeschichte: Am 23. Jänner 1556 starben in der Provinz Shanxi 830.000 Menschen. Diese Zahlen stellen das Erdbeben, das am 1. November 1755 in Lissabon geschätzte 60.000 Menschen das Leben kostete, statistisch weit in den Schatten. Dass die Naturkatastrophe in der portugiesischen Hauptstadt über die Grenzen Europas hinaus bekannt wurde, liegt nicht nur daran, dass es eine der damals größten und elegantesten Metropolen traf, es hatte auch erhebliche Folgen für das Denken.

Wie konnte ein allmächtiger und gütiger Gott so ein Desaster zulassen, noch dazu an einem hohen christlichen Feiertag wie Allerheiligen? Bereits 1710 hatte Gottfried Wilhelm Leibnitz sich über die Theodizée Gedanken gemacht, das Problem der Rechtfertigung eines guten Gottes angesichts des Übels in der Welt. Jetzt bekamen die Zweifel neue Nahrung. War die sinnlose Grausamkeit der Natur, des Zufalls doch stärker als Gott? Gab es Gott überhaupt?

  309 Wörter       2 Minuten

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