Aus dem Gleichgewicht: "1001 Gramm"
In einer modernen Welt sollte es keine Ungenauigkeiten geben, sonst droht das Chaos überhandzunehmen und so manch einer könnte zum Störfaktor werden. Deswegen haben die Menschen Maßeinheiten erfunden und Ämter, die diese durchsetzen. Marie arbeitet wie ihr Vater in einem solchen Amt, im Eichamt in Norwegen, nicht zufällig trägt die Familie den Namen Ernst. Wie absurd der Ordnungsgedanke werden kann, wird deutlich an der Verehrung des norwegischen Referenzkilogramms, das wie ein Heiligtum verwahrt und behandelt wird, oder an den gleichförmigen Bewegungen der Mitarbeiter der Vermessungsämter weltweit, die sich in Paris treffen zur Kalibrierung des Kilogramms. Marie wird schließlich offen für eine lockere Einstellung zum Leben, als ihres aus den Fugen gerät und ihr Vater überraschend stirbt. Der Gärtner Pi steht für dieses neue Leben und im starken Kontrast zu ihrem alten; er hat sich abgewandt von dieser berechneten und berechnenden Welt und fühlt sich nur mehr mit der Natur verbunden.
Über diesen Gegensatz von Natur und Moderne baut der Film "1001 Gramm" von Bent Hamer sein ironisches Bild auf, mit Potenzial zu viel Komik. Ein Humor, der wohl von Jacques Tati her bekannt, der das moderne Leben in Filmen wie "Mon oncle"(1958) vorführte durch den scharfen Blick auf einen gehobenen Lebensstil, der von außen betrachtet mehr als lächerlich wirkt. Auf das geordnete Leben von Marie, das in strengen Bildkompositionen mit viel einengender puristischer Glasarchitektur inszeniert wird, folgt das freie Leben von Pi in der Natur. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickelt sich dabei subtil und ohne viel Dialoge und wirkt dadurch nicht lächerlich, sondern glaubwürdig. Eine leichte und unmissverständliche Liebeskomödie.
Bereits im Kino (OmU im Filmcasino)