Etwas verkopft: Elfriede Jelineks Drama "Die Schutzbefohlenen" im Burgtheater
Die Flüchtlinge tauchen aus dem leuchtend weißen Kreuz im schwarzen Bühnenspalt auf und stolpern ins Wasser, wo sie als Ertrinkende um sich schlagen und ums Überleben kämpfen. Das Burgtheater-Ensemble tritt in "Die Schutzbefohlenen" entstellt auf die dunkle Bühne, auf ihren Köpfen haben die Schauspieler Masken aus bunten Plastiksackresten. "Wir leben", skandiert der Chor. Aber wie?
Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen" ist eine Reaktion auf die Proteste jener Asylwerber, die 2012 in der Wiener Votivkirche Schutz suchten. Und auf die Flüchtlingsdramen, die sich im Mittelmeer vor der Küste von Lampedusa abspielen. In ihrem Text verschränkt Jelinek die heutigen Tragödien mit Motiven aus Aischylos' "Die Schutzflehenden". Regisseur Michael Thalheimer setzt in seiner Inszenierung auf einfache Effekte; die wortgewaltige Textfläche ist stark gekürzt.
Es ist ein Chor von Überlebenden, der von der Bühne spricht. "Fast hätte uns die See vernichtet, fast hätten uns die Berge vernichtet, jetzt sind wir in dieser Kirche, morgen werden wir in diesem Kloster sein", heißt es, während das Ensemble bis zu den Knien im Wasser steht.
Gesprochen wird vor allem in Wir-Form, nur zwischendurch schälen sich einzelne Fluchtgeschichten heraus. Die Schauspieler nehmen dann ihre Masken ab. Spannend und auch ein bisschen (tragik-)komisch wird der etwas zu verkopfte Abend vor allem dann, wenn der österreichische Rassismus sein Haupt erhebt und Thomas Reisinger und Stefanie Reinsperger in perfektem Wienerisch auf die "Ausländerbrut" schimpfen.
Manche tun sich nicht so schwer mit dem Asylantrag. Das wird deutlich, wenn eine Opernsängerin auf die Bühne tritt und eine Arie singt. Der Chor der Schutzsuchenden ist zurückgewichen und versinkt bis zum Hals im Wasser. "Hauptsache wir leben", heißt es zum Schluss noch einmal. Und dann wird schallend gelacht.
Nächste Termine: 2., 23., 27. und 29.4.