Geschichten, in denen der Moment zählt
Marina Keegan hat früh beschlossen, Schriftstellerin zu werden. "Und zwar eine richtige. Mit Haut und Haar." Das Erwachsenwerden, manche nennen es auch "Quarterlife Crisis", hemmte und enthemmte sie dabei zugleich. Selbstekel, Neid, Eifersucht und Wut -selten wird so ehrlich darüber geschrieben. Junge Wannabe-Schriftsteller orientieren sich oft angestrengt an Vorbildern, wollen älter wirken und halten eigene Erfahrungen für zu banal als literarischen Stoff. Keegan hingegen erkannte die Wichtigkeit des gegenwärtigen Moments: der Jahre, in denen man so schnell hasst und so hastig liebt.
Ihre Texte schildern die Zeit voller Abschiede, Entscheidungen, in lauwarmen Beziehungen, hin und her gerissen zwischen Uni-Campus und der Familienidylle, die man nun nicht mehr durch Kinderaugen verklärt. In Zeiten der vorschnellen Meinung ist das ebenso angenehm wie ihre unprätentiöse kitschfreie Sprache. Sie klingt wie eine 21-Jährige, die ihre Welt zu ihren Themen macht. Ihre Stimme ist unverfroren, jugendlich naiv, frustriert, doch gleichzeitig zuversichtlich. Zwar gibt es ein paar launige blogartige Stellen wie die Hymne an das College-Auto, an dem eine Menge Teenie-Erfahrungen hängen, doch fast immer gehen Keegans Beobachtungen über die reine Alltagsroutine hinaus.