Liedgut von der Trauerweide und der Gaudiwurzn
Im Vorfeld des neuen Albums von Scott Matthew hieß es, der Sound würde sich ändern. Abgesehen von Feinheiten -hier etwas mehr Druck auf dem Schlagzeug, da etwas mehr Präsenz der Gitarre -bleibt bei der in New York lebenden australischen Trauerweide aber alles beim Alten. Wunschloses Unglück wird also auch auf "This Here Defeat"(Glitterhouse) in steinerweichende Balladen übersetzt; mit zittriger Intensität intoniert und musikalisch transparent umgesetzt. "Ruined Heart" lautet ein charakteristischer Songtitel, "Palace of Tears" ein anderer. Einen besseren Begleiter durch die Frühjahrsdepression wird es diese Saison nicht geben.
Stimmungsmäßig quasi das Gegenteil ist Matthews australische Landsfrau Courtney Barnett - vielleicht keine reine Gaudiwurzn zwar, eine Gute-Laune-Garantin aber allemal. Durch zwei Kurzformate hatte die Musikerin bereits für Aufsehen gesorgt, ihr Debüt "Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit" (Marathon Artists) bestätigt die Euphorie: Barnett ist eine Songwriterin mit gutem Schmäh, die alltägliche Kleinigkeiten lakonisch und pointiert in großartige Geschichten übersetzt. Musikalisch am Indierock der 1990er orientiert, darf ein Gitarrenriff hier auch einmal an die Kinks erinnern; zurückgelehnt und lässig beherrscht Barnett ebenfalls. Falls sich noch jemand an die US-Musikerin Liz Phair erinnert: Diese elf Lieder klingen wie eine ausgeschlafene Fortsetzung ihres famosen Debüts "Exile in Guyille" von 1993.
In seiner Mischung aus Melancholie und Lebenslust grätscht das kanadische Duo Purity Ring mit "Another Eternity" (4AD) emotional ziemlich genau zwischen Matthew und Barnett ein. Der Sound ist grundverschieden: Zur markant-naiven Stimme ertönt schlanke Elektronik und auch einmal verspielter Bombast aus der Maschine. In schwächeren Momenten klingt das nach Eighties-Pop-Klischee, in besseren auf eigenwillige Art rührend.