Neue Platten
Pop
Matthew E. White: Fresh Blood
Eine alte Seele wohnt im jungen Körper des US-Musikers Matthew E. White. Dass das nichts Schlechtes sein muss, beweist sein zweites Album, das im Sound an die frühen 1970er-Jahre erinnert, ohne rückwärtsgewandt zu klingen. White zimmert seine ganz eigene Welt aus Versatzstücken von Rock, angejazztem Klavier, einem textlastigen Singer-Songwriter-Zugang und einer ordentlichen Portion Soul mit fast schon gospelhaftem Feeling. Ebenso toll: das Debüt seiner Weggefährtin Natalie Prass. (Domino) SF
Jazz
Natalia Mateo: Heart of Darkness
Sicher eine belesene Dame ist diese Sängerin, die einen der vier eigenen Songs gemeinsam mit Dante Alighieri geschrieben hat. Es muss also ein bewusster Akt der Grausamkeit sein, auf "Strange Fruit" - mit falscher Lässigkeit und in mäßigem Englisch interpretiert - Lady Gagas "Paparazzi" folgen zu lassen. Die vorangehende Hinrichtung von "I Put a Spell on You" ergibt die inkohärenteste Songfolge seit Jahren. Tom Waits und Lou Reed unterstreichen, dass gute Songs nicht jede Behandlung intakt überstehen. (Act) DMK
Klassik
Tzimon Barto: Brahms. The Piano Concertos
Tzimon Barto spielt Klavier nur mehr nach Noten, er ist leidenschaftlicher Bodybuilder und schreibt Gedichte. Musikalisch sorgte er zuletzt für Aufsehen, weil er für seine Interpretationen auffällig langsame Tempi wählte. So auch bei Brahms, dessen zwei Klavierkonzerte er hier unter die Lupe nimmt. So intensiv, so poetisch und kraftvoll zugleich hat man diese Meisterwerke schon lange nicht mehr gehört, kongenial begleitet vom Deutschen Symphonie-Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach. (Capriccio) MDA