Kommen, wenn das Leben geht
Rosalia Zelenka, Österreichs einzige Tatortreinigerin, entfernt die Spuren, die der Tod hinterlassen hat
Die einzige Hinterlassenschaft seines langen Lebens war ein kleines Notizbuch mit selbstverfassten Gedichten. Eine Insel der klaren Gedanken inmitten des absoluten Chaos. Außerhalb dieses Büchleins hatte er längst den Bezug zum Prinzip Ordnung verloren: Im Vorzimmer türmten sich stapelweise vergilbte, zerfledderte Zeitungen, Plastiksäcke, die überquollen vor Müll. Verpackungsüberbleibsel, verkrustete Eierschalen, Zigarettenstummel und andere bereits halb verwitterte Überreste eines Menschenlebens ergossen sich in einer wilden Sturzflut über das Wohnzimmer, bedeckten den Fußboden wie ein kniehoher Teppich. Die gesamte Wohnung: ein Bombentrichter. Das Badezimmer: zugekotet, voller verfaulender Speisereste und stinkender Abfälle. Der Mann, der hier einst lebte, hatte schon vor langer Zeit kapituliert.