Schafft sich der Westen seine Feinde selbst?
Michael Lüders geht mit der Politik des Westens gegenüber dem Nahen Osten hart ins Gericht
Der Perser Mohammed Mossadegh war ein gebildeter Mann, der in Frankreich und in der Schweiz zum Rechtsanwalt ausgebildet wurde, ein Bewunderer Mahatma Gandhis und Abraham Lincolns, ein Anhänger der parlamentarischen Demokratie, der mit seiner "Nationalen Front" die Schah-Autokratie bekämpfte. Im März 1951 wurde er zum Premierminister des Irans gewählt.
Der Westen hätte jubeln können - doch er war in hellster Aufregung: Etwa 90 Prozent des damals in Westeuropa gehandelten Öls stammten aus der Raffinerie in Abadan am Persischen Golf, noch immer eine Art britische Kolonie mit einem Apartheidsystem - und Mossadegh schickte sich an umzusetzen, wofür das Volk demonstriert hatte: die Bodenschätze des eigenen Landes selbst zu vermarkten.
Westliche Interventionen
Als der Republikaner Eisenhower 1953 US-Präsident wurde, wurde der liberale Mossadegh plötzlich als aufwiegelnder "Kommunist" gebrandmarkt und sogar mit Hitler verglichen. Die CIA besorgte den Rest. Die Revolution von 1979 war die späte Reaktion auf die zynisch bemäntelte Usurpation und Enteignung. Diese Tragödie ist für Michael Lüders, den analytisch klarsten und medial einflussreichsten Nahost-Experten Deutschlands, die Blaupause für die mit Überlegenheitsdünkel vorgetragenen "Missionen" westlicher Mächte im Orient: "Liberal war diese Weltordnung immer nur für ihre Nutznießer."