Was in Schweden eine Vergewaltigung ist, ist in Deutschland einfach nur Sex: Wie andere Rechtssysteme mit sexuellen Übergriffen umgehen
Es war ein Video einer belgischen Filmstudentin, das die Regierung veranlasste, 2014 ein neues Gesetz zu verabschieden. Die Studentin dokumentierte mit versteckter Kamera, wie sie auf Brüssels Straßen von Männern angesprochen, belästigt und schließlich als Hure beschimpft wurde. Aufgrund dieses Videos steht in Belgien nun die sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum und auch im Internet, etwa auf Facebook, unter Strafe. Wer eine Person aufgrund ihres Geschlechts in der Öffentlichkeit belästigt, einschüchternde sexuelle Bemerkungen macht und dabei ihre Würde verletzt, muss mit einer Strafe von bis zu 1000 Euro oder einem Jahr Gefängnis rechnen.
Um in Schweden wegen Vergewaltigung verurteilt zu werden, muss man keine Gewalt ausgeübt haben. Es reicht, ein "Nein" zu ignorieren. Neben der Vergewaltigung mit Gewalt und Drohungen wird in Schweden auch das Ausnützen eines hilflosen Zustandes als Vergewaltigung geahndet, etwa wenn eine Person schläft, bewusstlos oder schwer alkoholisiert ist. Ebenfalls mit Strafe belegt sind das unerwünschte Entblößen vor einer Person sowie die Verletzung der sexuellen Integrität einer Person durch Worte. Auch ein geplatztes Kondom kann als Vergewaltigung gewertet werden: wenn man eine Person zwingt, den Sex ohne Kondom fortzusetzen, obwohl diese das nicht will.