Der Hipster meint es ernst
Wie der Romanautor Benjamin Kunkel zum Wirtschaftsexperten und führenden "marxistischen" Intellektuellen der USA seiner Generation wurde
Es ist ja nicht so, dass die jungen Leute in den USA heute alle an den Sozialismus glauben würden. "Glauben" ist dafür ohnehin nicht ganz das richtige Wort. Wenn sie sich zwischen dem Glauben an den Sozialismus und dem Glauben an den Kapitalismus entscheiden müssten, dann ist nicht so sicher, ob der Kapitalismus noch gewinnen würde.
Dafür gibt es genug Gründe: vom Terror der Geldwelt über die Gentrifizierung hin zur himmelschreienden Ungleichheit und der Herrschaft des "einen Prozent", also der Superreichen. Es herrscht ein Krisengefühl, es muss etwas Neues her.
Eine der Zentralfiguren der neuen amerikanischen Linken ist Benjamin Kunkel. "Zur Enttäuschung jener Freunde, die lieber meinen nächsten Roman gelesen hätten - und meiner Agentin, die ihn lieber verkauft hätte -, bin ich offenbar ein marxistischer Intellektueller geworden", heißt es im Eingangssatz seines jüngsten Buches "Utopie oder Untergang". Schlabber-T-Shirt, struppige Haare, Augenringe, so steht er im Arts-Laboratorium in New Jersey und spricht über den "Commonismus", der ihm vorschwebt - im Unterschied zum "Kommunismus".