Seltsam, im Nebel zu wandern!
Die Creative Industries Styria (CIS) hat mit der Stadt Graz einen Wettbewerb ausgelobt. Mit dem "Pilotprojekt Tegetthoffb rücke" sucht die kreative Netzwerkgesellschaft nach Ideen für die Neugestaltung der zentralen Verkehrsbrücke, die rechtes und linkes Murufer verbindet und nicht gerade ein Schmuckstück ist. Im Sinne von Hermann Hesse, der zitiert wird ("Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden"), wurde die Aufgabenstellung "bewusst offen gehalten", es gehe um eine "optische und zweckmäßige Optimierung der Brücke als Ort der Begegnung".
"Bewusst offen gehalten" ist nur leider ein Euphemismus dafür, dass es eigentlich so gut wie keine Kriterien gibt. Es mangelt nicht nur an einer konkreten Aufgabenstellung, es fehlt auch der budgetäre Rahmen. Laut Auskunft aus dem Büro des Finanzstadtrates Gerhard Rüsch (ÖVP) gibt es vorerst noch gar kein Budget dafür. Zudem ist nicht klar, was jemanden erwartet, der in die engere Auswahl kommt ("Kosten und Honorare sind in der zweiten Stufe des Calls relevante Faktoren für die Umsetzung"), noch ob überhaupt etwas realisiert wird ("Die Jury behält sich vor, fünf bis null Projekte umzusetzen").
Und an welche Berufsgruppen richtet sich der Bewerb? Architekten? Designer? Hobby-Gestalter? Zumindest wird vorausgesetzt, dass man Mitglied der CIS ist. Da stellt sich schon die Frage: Warum muss man Mitglied einer Netzwerkgesellschaft sein, um an einer öffentlichen Ausschreibung teilnehmen zu dürfen? Und warum trägt die Stadt ein so halbgar konzipiertes Vorhaben mit? Diese Gedichtzeile stammt übrigens auch von Hesse: "Seltsam, im Nebel zu wandern!"
Tiz Schaffer ist Redakteur im Steiermark-Falter