Schwimmen tun sie alle
Wie viel Wahrheit steckt in der allgegenwärtigen Legende von den angeblich so vielen respektlosen, unkooperativen muslimischen Eltern an Wiener Schulen?
Illustration: Jochen Schievink
Wenn in Wien über Schule und Migration gestritten wird, kommt eine Art von Anekdoten verlässlich vor: jene, die von respektlosen, unkooperativen Eltern erzählt. Zum Stammpersonal dieser Anekdoten gehört der frauenfeindliche muslimische Vater, der sich weigert, der Klassenlehrerin die Hand zu geben. Fixer Bestandteil sind auch Eltern, die ihren Töchtern aus religiösen Gründen verbieten, am Schwimmunterricht teilzunehmen.
Jeder hat solche Geschichten schon gehört, viele erzählen sie – aus zweiter Hand – bereitwillig weiter. Die FPÖ beschwört sie seit Jahren. Sie sollen zeigen, dass an unseren Schulen angeblich ein Kulturkampf herrsche; die Lehrerinnen seien samt der heimischen Kultur in der Defensive, und in den Schulen rutsche der gemeinsame Boden weg. In den vergangenen Monaten haben sich auch Integrationsminister Sebastian Kurz, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, Staatssekretär Harald Mahrer sowie die wahlkämpfenden Landeshauptleute Franz Voves und Hans Niessl aus dem Fundus dieses Narrativs bedient – als sie, statt die Bildungsreform voranzutreiben, Strafen für „integrationsunwillige“ Eltern forderten.