Sittliches
Peter Iwaniewicz erkennt Ähnlichkeiten zwischen Halsbandsittichen und Wiener Hausmeistern: beide können ordentlich schimpfen
Herr K. liebt die Kultur. Wie in einem Gemälde von Caspar David Friedrich sucht und findet er sie in kontemplativer Betrachtung der Natur. Dazu begibt er sich vorzugsweise in barocke Parkanlagen und observiert dort die ansässige Vogelfauna. Gerne informiert er mich über von ihm beobachtete ornithologische Besonderheiten: „Habe einen Halsbandsittich im Augarten gesichtet. Ich kenne diese Papageienart bislang nur aus London, Rom und Amsterdam. Das sind zwar alles Schengen-Länder, ich habe aber den Verdacht, dass dieser Grenzübertritt dennoch meldungspflichtig ist. An welches Amt wendet man sich da?“
Birdlife Österreich ist keine Behörde, hat aber für Freunde des gefiederten Tierlebens die Website ornitho.at eingerichtet, wo man genau solche raren Sichtungen eintragen kann. Halsbandsittiche sind überwiegend grün und zeigen ein namensgebendes schwarzes Band an Hals und Nacken. Ihre ursprüngliche Heimat ist Afrika und Asien, sie finden sich aber als Kulturfolger und Käfigflüchtlinge zunehmend in Städten Süd- und Westeuropas. In Deutschland sollen mittlerweile 7500 Tiere und ca. 1500 Brutpaare wild in Parks, Friedhöfen und großen Gärten leben.
Papageien sind großartige Vögel. Brehm bezeichnete sie in seinem Tierleben als fliegende Affen, da sie ebenso intelligent, sozial und kletterfreudig sind. Die anatomische Eigentümlichkeit, dass an ihren Füßen zwei Zehen nach hinten gerichtet sind, ermöglicht ihnen eine wendige Kraxelei in Bäumen. Ihre Geschicklichkeit kann man auch in zahlreichen Videos auf Youtube bewundern, in denen sie auf winzigen Rädern fahren und – als einzige Vogelgruppe – ihre Nahrung mit dem Fuß zum Schnabel führen. Österreich ist aber ein harter Lebensraum für solche Zuwanderer. Fern des atlantischen Klimas, gibt es bei uns zu viele Frosttage im Winter, was dann meist wieder zum Verschwinden der Neuansiedler führt. Nicht alle finden das schade, es gibt genauso wie bei menschlichen Immigranten sofort Ängste um das Wohlergehen der ansässigen Fauna. Die Argumente gleichen sich frappant: Andere Vogelarten würden von ihren Brutplätzen verdrängt und fänden weniger zum Fressen, als soziale Tiere neigen sie zum Lärmen in Schwärmen und unter ihren Schlafbäumen wäre alles mit Kot verschmutzt. Auf Wikipedia würde man dazu schreiben: [Beleg erforderlich].