Arme Millionäre: "Der letzte Sommer der Reichen"
Ich liebe das Schwierige, weil alles um mich herum einfach geworden ist. Alles um mich ist ein Spiel. Man nennt es auch das Heuchlerspiel." Hanna von Stezewitz (Amira Casar) kennt als Konzernchefin dieses Spiel nur allzu gut, und die Heuchelei ist ihr tägliches Geschäft und Teil ihrer selbst. Ihr Problem ist allerdings, dass ihre Macht zunehmend bröckelt, ohne dass sie sich dieser Tatsache bewusst wäre. Ihr routinemäßiger Besuch im Bordell, mit dem Peter Kern für "Der letzte Sommer der Reichen" einen eher drastischen Einstieg gefunden hat, verspricht Hanna offensichtlich nur eine kurze Auszeit, dazwischen drohen der in einem Schloss dahinsterbende Nazi-Vater mit Enterbung sowie lästige Society-Veranstaltungen. Einziger Vertrauter Hannas bleibt ihr persönlicher Diener Boris (endlich wieder im Kino zu sehen: Winfried Glatzeder), der in den Geldkoffer greift, wenn die Chefin eine Jugendliche vergewaltigt.
Ein Film, der von der Welt einer Superreichen erzählt, braucht nicht unbedingt selbst teuer produziert zu sein. Diesen Vorwurf kann man Peter Kerns "Der letzte Sommer der Reichen" jedenfalls definitiv nicht machen, denn die Mittel haben wie immer sichtlich allerorten gefehlt. Vielleicht ist es also einfach nur ein kluger Schachzug, dass man sowohl alle Figuren, die vom Bordellbesitzer bis zur Nonne eher als Karikaturen funktionieren, als auch die Erzählung im Grunde gar nicht allzu ernst nehmen kann. Stattdessen ist dieser Film nahe am Camp und trägt in allen Belangen so dick auf, dass es je nachdem entweder eine Freude ist oder man lieber abtauchen möchte. In Wahrheit kämpft dieser Film nicht mit seinem ästhetischen Übermaß, sondern seinem Mangel an Glaubwürdigkeit: Seitenhiebe auf Kirche, Staat und politische Parteien können, wenn buchstäblich schnell im Vorbeigehen formuliert, schnell zum Selbstzweck werden.
Ab Fr im Stadtkino im Künstlerhaus