Ein Mascherl für die Kunst
In der Schau "Destination Wien 2015" präsentiert die Kunsthalle Wien ihre zahme Sichtweise der lokalen Szene
Drei Fragen, die dem Direktor der Kunsthalle Wien das Geimpfte aufgehen lassen: Welche Trends sehen Sie aktuell in der Kunst? Welche Themen sind für Künstler heute interessant? Warum zeigen Sie in ihrer Schau nur ein Drittel Frauen? Bei der Pressekonferenz zur Ausstellung "Destination Wien 2015" reagierte Nicolaus Schafhausen schnell sauer.
Solche Fragen nach Moden und Geschlechteridentitäten seien für ihn nicht von Belang. Schafhausen sieht seine Rolle eher darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. "Es gibt auch sehr viel schlechte Kunst", gab Schafhausen zu bedenken und pochte auf "kuratorische Autorenschaft". Bevor er aber sein Qualitätsempfinden näher erläutern musste, kehrte Schafhausen den Presseleuten den Rücken.
Die Schau "Destination Wien 2015" präsentiert 71 Positionen, fast drei Mal so viele wie die Leistungsschau "Lebt und arbeitet in Wien", die im Jahr 2000 erstmals in der Kunsthalle Wien am Karlsplatz stattfand. An dem damaligen Hauptstandort im gelben Container wurde ein kompakter, von ausländischen Kuratoren besorgter Überblick über Newcomer geboten. Schafhausen setzt die Tradition des alle fünf Jahre veranstalteten Szeneüberblicks fort, allerdings unter anderen Voraussetzungen als sein Vorgänger Gerald Matt.