Limonaden werden immer besser -und reisen immer weiter
Diese Limonade im 0,75-Liter-Plastikformat zu trinken ergibt genau genommen gar keinen Sinn. Der Diskonter ist in der Regel kein Ort, den man ohne Vorsatz und Einkaufsliste betritt. Diese kurzlebige flüssige Erfrischung nimmt im Einkaufstrolley Platz weg, den man spätestens auf dem Nachhauseweg buchstäblich schmerzlich für die Produkte des täglichen Gebrauchs vermisst. Es ist fürwahr kontraproduktiv, die Kinder Wasser zu lehren und selbst Süßes im Kleinformat zu schlürfen. Wer könnte hier Zielgruppe sein? Der Sortimentsname "Active Fruit" deutet auf Menschen hin, die im Erwerbsleben stehen. Bei einem Fruchtsaftgehalt von 30 Prozent, der sich zu 25 Prozent aus Apfel-und fünf Prozent Cranberrysaftkonzentrat zusammensetzt, ohne zusätzlichen Zucker und Mineralwasser, ist zu vermuten, dass hier die ewiggestrige Generation "light" adressiert sein könnte, der klassische Vollerwerbsschreibtischtäter also, der mit den Rückenproblemen. Der dröge Computeralltag soll nicht ganz farblos nach H2O schmecken. Deshalb fährt man den ganzen überdimensionierten Wocheneinkauf mit dem Auto nach Hause, nur um ihn dann wieder ins Büro zu transferieren, von wo dieser wieder per Müllwagen abtransportiert wird (bestenfalls müllgetrennt). Und das alles passiert für ein paar Momente fraglosen Glücks, das man leicht mit selbstgemachtem Soda und Sirup herstellen könnte. Durst ist noch immer keine Kategorie, wo die Selbstbestimmung fernab industrieller Fertigung Platz gegriffen hat.