Themenreich und overacted: "Big Eyes"
Margaret Ulbrich verlässt ihren Ehemann, um mit ihrer Tochter in San Francisco ein neues Leben anzufangen. Auf einem Kunstmarkt lernt sie Walter Keane kennen. Der selbstbewusste Charmeur heiratet sie nicht nur im Nu, sondern versucht auch ihre Gemälde von traurigen Kindern mit riesigen Augen zu Geld zu machen. Nach ersten Erfolgen stellt Margaret schockiert fest, dass Walter sich selbst als Urheber der Bilder ausgibt.
Tim Burton drehte "Big Eyes" nach wahren Ereignissen als Biopic und Genremix. Die schwarze Komödie, die neben klassischen dramatischen Sequenzen und Anflügen von Horror im Vordergrund steht, ist grundsätzlich ein adäquates Mittel, um viele Aspekte in spannender Weise zu vereinen: das Geschlechterverhältnis in den 1950er-und 1960er-Jahren, die (Sehn-)Sucht nach Ruhm und Erfolg, die Verselbstständigung eines Lügengebäudes, die Frage nach Kunst und Kitsch und den Mechanismen dieser "Industrien".
Keane-Fan Burton und Kameramann Bruno Delbonnel vermitteln die Stimmungen der ambivalenten Geschichte auch räumlich und farblich: Vom Verkauf neben den Toiletten eines Nachtclubs geht die Entwicklung zur schicken Galerie, vom Malplatz in einem Kämmerlein zum Atelier in der lichten wie unheimlichen Villa.
Doch während Amy Adams Margaret Keane facettenreich verkörpert, ist Christoph Waltz' Outrieren bei der Darstellung Walters zunehmend ein Ärgernis: So gut es zu Filmen wie Polanskis "Der Gott des Gemetzels" oder Tarantinos "Django Unchained" passte, so irritierend wirkt es im Fall von "Big Eyes". Spätestens bei der finalen Gerichtsverhandlung ist Waltz' Clownerie derart dick aufgetragen, dass man angesichts der Schlussfotos der echten Keanes das Gefühl hat, nichts über diesen Mann zu wissen.
Ab Fr in den Kinos (OF im Haydn)