Die Glosse vom Falter

Falter & Meinung, FALTER 18/2015 vom 29.04.2015

Präsident Barack Obama hat sich wieder zum Narren gemacht, das gehört in den USA zum politischen Geschäft. Jedes Jahr tritt der mächtigste Mann der Welt beim Korrespondenten-Dinner vor die versammelte Presse und spielt nicht König, sondern Hofnarr.

Diesmal engagierte Obama den Schauspieler Keegan-Michael Key als Wutübersetzer, der jeden diplomatischen Satz in ehrliche Schimpftiraden goss. "In einer Welt, die sich so schnell verändert, sind Traditionen wie das Korrespondenten-Dinner wichtig", sagte Obama zu den Presseleuten. Key verdrehte die Augen, sprang wie Rumpelstilzchen auf der Bühne herum und dolmetschte aufgelöst: "Was soll dieses Dinner! Warum muss ich hier sein? Jim Bush, willst du dir das wirklich antun?"

Die kritischen Journalisten lachten. Schließlich wissen sie insgeheim, dass Politiker ihnen oft das Gegenteil von der Wahrheit erzählen. Man braucht keinen Wutübersetzer, um zu verstehen, was sie etwa mit Sätzen wie "Schön, dass Sie anrufen" meinen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden Sie in unserem Archiv.

"FALTER Arena - Journalismus live" - Baumann/Klenk/Niggemeier/Thür - 1. Oktober, Stadtsaal
Diskussion zum Thema "Lügenpresse? Die Vertrauenskrise des Journalismus"