Ein gediegen fades Bier für unspektakuläre Abende

Medien, FALTER 18/2015 vom 29.04.2015

Nach getanem Tagwerk ist es hin und wieder außerordentlich fein, wenn man sich abends auf ein Bierchen in den eigenen vier Wänden freuen kann. Manchmal hat man eben weder Zeit noch Lust, Menschen zu treffen, überteuerte Drinks zu ordern und bemühten Quatsch zu reden. Wenn dann beim täglichen Einkauf ein Bio-Zwickl-Bier in den Diskontsupermarktregalen gesichtet wird, sind Freude und Neugier groß.

Die umgehende Frage lautet natürlich, ob das etwas taugen kann. Die 0,5-Liter-Einweg-Glasflasche kommt rein äußerlich relativ schmucklos daher. Man spürt jedoch das Bemühen der übermächtigen Billa AG/Abteilung Penny, den rauen Charme einer No-Name-Billigmarke hintanzuhalten. Was hier zählt, ist der - zugegeben tautologische Inhalt ("Echt Bio-Zwickl aus biologischer Landwirtschaft"). Der beige Bierschaum stimmt und die trübe, wenig kohlensäurehältige Flüssigkeit (4,9 Prozent Alkohol) rinnt gediegen und fast cremig die Kehle hinunter. Zunächst positiv angetan tupft man sich die Bier-Moustache von der Oberlippe und blickt gebannt in die linke obere Zimmerecke. Vergeblich wartet man in diesem Augenblick auf einen Nachgeschmack. Echt Bio-Zwickl ist bereits ins Leere gelaufen. Von der verheißenen Bierspezialität kann hier keine Rede sein. Aber an manchen Tagen passt das sogar, und es braucht keinen neuen Geschmack. Vielmehr soll die Geldbörse nicht übermäßig beansprucht werden die Qualität muss bloß stimmen, dem Kopf und dem Body zuliebe. Und wohlig fallen die Augen zu!

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden Sie in unserem Archiv.

"FALTER Arena - Journalismus live" - Baumann/Klenk/Niggemeier/Thür - 1. Oktober, Stadtsaal
Diskussion zum Thema "Lügenpresse? Die Vertrauenskrise des Journalismus"