Kluger Kopf, nobles Herz
Zum Tod des Wiener Historikers, Kulturwissenschaftlers und Menschenfreundes Siegfried Mattl
Das kleine Foto auf der Website des Instituts für Zeitgeschichte zeigt ihn in sich versunken, mit abgewandtem Blick. Der markante Kopf kommt zur Geltung, Francis Bacon hätte es geliebt, ihn zu malen. Wahrscheinlich gibt es gute Gründe, Melancholie für die adäquate Disposition eines jeden Historikers zu halten. Aber als melancholisch habe ich Siegi Mattl - ich glaube, kein Mensch hat je "Siegfried" zu ihm gesagt - nie empfunden.
Die Erinnerungsbilder, die sich jetzt, da man es noch immer nicht fassen mag, sofort einstellen, sind ganz andere: seine lebhafte Mimik, allem voran sein zahnreiches Lachen. Noch bis in die (voraussehbar) letzten Tage, als ihn seine engsten Freunde - es waren nicht wenige - im AKH besuchten, sei viel gelacht worden: "Wenn man die Augen zugemacht hat, war es immer noch der alte Siegi", erzählt Peter Pilz, Grünenpolitiker und bester Freund seit Mürztaler Jugendtagen.