Lässige Gratismusik bei der MQ-Sommer-Eröffnung
Ganz unproblematisch ist die Wiener Gratismusikdichte ja nicht. Zwischen Pop-und Donauinselfest, Gürtel Nightwalk, Donaukanaltreiben und neuerdings auch Electric Spring finden unzählige Konzerte lokaler Acts bei freiem Eintritt statt. Ob das die Chance auf ein zahlendes Publikum steigert? Auch die Eröffnung des Sommers im Museumsquartier wird traditionell mit österreichischer Musik gefeiert. Mit guter Musik - und bei freiem Eintritt. Kreisky, die Headliner auf der Open-Air-Bühne, haben sich ihr zahlendes Publikum aber längst erspielt -und diesmal doppelt Grund zu feiern: Der Rabiatperlenvierer um den Sänger Franz Adrian Wenzl, dem Mann hinter der Kunstfigur Austrofred, wird heuer zehn Jahre alt, und ein neuer Tonträger ist auch gerade erschienen, die Live-Schallplatte "Kreisky vor Publikum".
Kreiskys Musik ist von produktiver Nervosität geprägt, die Texte fassen auf ansprechend eigenwillige Weise jenes Unbehagen in Worte, das einen bei der Konfrontation mit der Welt und ihrem Lauf so befallen kann. Mit dem letztjährigen Album "Blick auf die Alpen" hat die Band ihr bisheriges Meisterstück vorgelegt. Facettenreich und zugänglich wie nie zuvor, liefern sie damit ihre ganz eigene Version von Popmusik, die zwar österreichisch klingt, mit "Austro" aber nichts am Hut hat. Unmittelbar vor Kreisky spielen Gin Ga, ebenfalls aus Wien, auf der großen Freiluftbühne gepflegten englischsprachigen Ohrwurm-Indiepop; danach folgt drin im Mumok das Österreichdebüt des in Berlin lebenden Kanadiers Dan Bodan, der elektronische Musik zwischen Sanftmut und doch auch Experimentierfreude mit sehr emotionalem Gesang kombiniert. Tanzbare Beats gibt es bei seiner Mischung aus Synthesizer und Bass zwar keine, zum Tänzeln Einladendes aber durchaus -und vor allem reichlich Stoff für die zeitgenössische Kuschelecke. Das aktuelle Album trägt den passenden Titel "Soft", erschienen ist es 2014 beim New Yorker Label DFA (LCD Soundsystem, The Rapture usw.). Auch sein Konzert findet bei freiem Eintritt statt.
Wer Dan Bodan sehen möchte, sollte sich rechtzeitig um Einlass bemühen - im Unterschied zum Hof des Museumsquartiers ist der Platz im Mumok begrenzt.
Museumsquartier, Do 19.00 (Eintritt frei)