Peripatetisches Kino aus Wien: "Gehen am Strand"
Einmal steht sie am Fenster, dann auf einer Brücke über den Donaukanal. Wiederholt gähnt Anja ein Abgrund entgegen. Mit ihrer Diplomarbeit kommt sie ebenso wenig voran wie mit Paul, weil der auch gar nichts von ihr will. So umständlich die Tür zu ihrer Wohnung versperrt ist, so sehr sperrt Anja sich gegen die Erwartungen ihrer Familie. Das ändert sich erst, als ihre geliebte Oma stirbt und sie zur Verabschiedung nach Holland fliegen muss. "Gehen am Strand" ist Caspar Pfaundlers bisher reichster, stimmigster Film: das Porträt einer Frau, die ohne Vater aufwuchs und es sich in ihrer Einsamkeit so halbwegs eingerichtet hat (hinreißend: Elisabeth Umlauft in ihrer ersten Hauptrolle). Zugleich ist es ein toller Wien-Film. Unbewusst fühlt man sich dabei an Günter Eichs berühmte Gedichtzeile erinnert: "Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt."
Ab Fr im Votivkino