Arsch in Angst: Will Ferrells,, Knastcoach - Get Hard"
Will Ferrell wird alt. Das ist für einen Filmkomiker an sich kein Problem, Hans Moser oder Louis de Funès wurden mit 50 erst warm. Bei dem 2013 von der Viennale gewürdigten, wirklich superen Ferrell aber ist unklar, wie's weitergeht: Sein Rollenfach - Machokind, das so haltlos wie selbstmitleidig Bubenlüste auslebt - wird eng, der Slapsticklevel unhaltbar. Geht es weiter mit more of the same, nur schwächer wie in "Anchorman II"? Mit Hirnsausenskonzeptkomik wie in "Casa de mi padre"? Oder formlos, aber nicht reizlos wie in "Get Hard"? Statt des Supertyps nah am Wasser gibt Ferrell da den gezierten Zyniker: Broker mit edlen Manieren und einem Tagesprofit von "enough money to choke a baby". Als ihm nach Betrugsanklage Haft droht, hat er Angst, als Softie im Häfen ständig durchgestrudelt zu werden; also engagiert er einen "Knastcoach" (Synchrontitel). Hartwerden ist auch nur ein Werden: Das lehrt ihn sein Trainer.
Zweierlei Panik wird da reflexiv ausgestellt: homophobe Arschfickangst und Projektionen von White America auf People of Color. Das weiße Weichei mit Klassendünkel und hartem Herzen ist überzeugt, dass sein schwarzer Autowäscher (Kevin Hart) Gangund Knasterfahrung hat; der biedere Reinigungskleinunternehmer, froh über den Coachingjob, steigt auf das Blackness-Stereotyp ein und spielt seinerseits eine Rolle. Manch rassismuskritische Pointe sitzt. Der Self-Makeover-Plot ist gedoppelt, der Sinn von "Get Hard" dreifach: Das Motto meint das Herz aus Stein, das Kämpferhabitus-Üben - und das mühsame Performen maskuliner Geilheit, ob mit der Tochter vom Chef oder beim Fellatiotraining im Brunft-Brunch-Bistro. Das gibt was her: Not enough to choke baby, aber es reicht bis zum Capoeira-Finale. Der hässliche Look des Films geht als 1990er-Retro durch, Ferrells aufgedunsene Haut als subtile Ekelkomik mit Whiteness-Satire-Touch.
Ab Fr in den Kinos (OF im Artis)