Das Handwerk der Schwärzer
Wie sich Behörden und Ministerien selbst ermächtigen, nach Gutdünken Akten zu schwärzen
Wenn zwei Menschen einander Briefe schreiben, dann kann das zweierlei bedeuten: Sie sind verliebt, oder sie haben einander persönlich nichts mehr zu sagen.
Am Mittwoch vergangener Woche übermittelte Finanzminister Hans Jörg Schelling der Nationalratspräsidentin Doris Bures ein Schreiben, weil zuvor persönliche Gespräche seines Hauses mit dem Parlament gescheitert waren. Höflich, aber bestimmt hat Schelling in dem zweiseitigen Schreiben den Schlussstrich unter eine seit Wochen schwelende Debatte gezogen. Das Finanzministerium zählt neben Finanzmarktaufsicht und Österreichischer Nationalbank zu den wichtigsten Aktenlieferanten für den Hypo-Untersuchungsausschuss. "Das Finanzministerium hat bei der Aufbereitung der Unterlagen, die dem Untersuchungsausschuss übermittelt worden sind, auf Vollständigkeit und größtmögliche Transparenz geachtet", schreibt Schelling an Bures, die Vorsitzende des Untersuchungsausschusses. Unbestritten ist: Das Finanzministerium hat Schwärzungen in zahlreichen Akten vorgenommen. Und zwar deutlich mehr als zum Beispiel die Finanzmarktaufsicht.