Vom Flieder beduftet, betrötet vom Fasan
Feuilletonchef Klaus Nüchtern berichtet aus seinem Leben. Die Kolumnen als Buch: www.falter.at
Schwer zu sagen, welche U ich am liebsten mag. Die U1 ist die Kindheitslinie, vertraut, aber auch mit einem kleinen Glamourdefizit behaftet. Die U2 ist jetzt meine Heimlinie, leider aber etwas unterambitioniert. U-Bahnen mit einem gewissen Ehrgeiz gehen von Klinikum Großhadern nach Garching-Hochbrück oder von Harrow & Wealdstone nach Elephant & Castle. Endstation Karlsplatz dagegen ist echt eine etwas maue Ansage. Die abenteuerliche U3 verbindet den Wilden Westen mit dem Wilden Osten, wird zwischen Westbahnhof und Landstraße allerdings unangenehm dicht von Koffern mit Rollkoffern frequentiert. Die U4 ist die klassische Sonntagslinie: Je nachdem, ob Hirschgstemm oder Hermannskogel angesagt ist, geht's nach Hütteldorf oder Heiligenstadt. Während die U4 ängstlich am Flussufer entlangschnürt, setzt die U6 gleich mehrfach über Gewässer, entlarvt sich dabei aber auch als Mogelpackung: Übersetzen gehört nicht wirklich zur Kernkompetenz einer Untergrundbahn.