Warum haben Sie im Park geschlafen, Frau Hebein?

Telefonkolumne

Politik, FALTER 19/2015 vom 06.05.2015

Vergangenen Donnerstag übernachteten einige Aktivisten gemeinsam mit Obdachlosen im Wiener Stadtpark. Birgit Hebein, Sozialsprecherin der Wiener Grünen, war dabei.

Frau Hebein, warum haben Sie die Nacht im Park verbracht?

Mit 30. April haben in Wien die Winterquartiere für Obdachlose geschlossen. Seitdem fehlen Schlafstellen für mehr als 500 Menschen. Es ist nicht sozial, dass in einer reichen Stadt wie Wien hunderte Menschen auf der Straße schlafen müssen. Da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir wollten zumindest ein Zeichen der Solidarität setzen.

Wie war die Nacht?

Es war kalt und regnerisch. Aber wir haben gewusst, dass es nur für eine Nacht ist und wir am nächsten Tag wieder in unser warmes Zuhause zurückkehren. Im Gegensatz zu den Obdachlosen. Die müssen jetzt nicht nur bei jedem Wetter draußen schlafen. Laut Wiener Kampierverordnung kann allein das Auflegen von Schlafsäcken an öffentlichen Orten mit einer Geldstrafe von bis zu 700 Euro geahndet werden.

Was wollten Sie mit dieser Aktion bewirken?

Wir Grünen stehen auf dem Standpunkt, dass die Stadt genügend Notquartiere zur Verfügung stellen muss. Es wäre ein Leichtes gewesen, zwei Pavillons auf der Baumgartner Höhe offenzulassen. Es haben sich sogar schon NGOs gefunden, die den Betrieb übernommen hätten. Es ist also nicht am Geld gescheitert, sondern am politischen Willen.

Sie sitzen im Gemeinderat, die Grünen in der Stadtregierung. Solidaritätsbekundung in allen Ehren -aber wäre es nicht Ihre Aufgabe gewesen, eine politische Lösung zu finden?

Diese Koalition besteht aus zwei Parteien. Es hat intensive Gespräche mit der SPÖ gegeben. Es war aber nicht möglich, die SPÖ von der Notwendigkeit der Schlafstellen zu überzeugen.

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