Furiose Actionsauerei: Ein Schweinchen namens Max

Drehli Robnik
FALTER:Woche, FALTER:Woche 20/2015 vom 13.05.2015

Der australische Regisseur George Miller hat der Welt zwei große Bewegtbildikonen beschert: Mad Max und - vermittelt über zwei Schweinchen-Babe-Filme - das "Ja, natürlich!"-Schweinderl im Austro-Werbefernsehen. Gegenüber dem Mad-Max-Prototyp hat das Schweinderl sich durchgesetzt: Zeigte Millers erster Ultraviolenz-Autoaction-Noir-Krimi 1979 Max noch als Cop und eine punkige Sozialwelt im traumatischen Übergang zwischen White-middle-class-Norm, psychotischer Coolness und Gewaltausbruch (vergleichbar dem rezenten Modell "Drive"), so stilisierten die Sequels 1981 und 1985 Mel Gibson zum Road Warrior. Zu Fahrbahn oder Donnerdom ausgebaute Duran-Duran-Videos voll Pelz, Prophezeiung und rollendem Schrott ergaben geschlossene, auf ihre Art stimmig geordnete Welten nach dem Crash. Ja, natürlich!

Da macht Millers "Mad Max: Fury Road" weiter: Max Rockatansky stellt sich mit innerem Monolog und Erinnerungsflashs als plemplem vor, verspeist schnell einen Zweikopfleguan roh - und ab geht's, ohne dass nochmal Zeit für Stärkung per Naturkost-Imbiss bliebe. Im Halbzeitboxenstopp: Charlize Theron, einarmig, kahlköpfig, schreit ein Herkunftstrauma in Wüstenweiten. Dann geht die Zweistundenautocrashsequenz weiter - programmatisch den ganzen Weg wieder zurück. Tom Hardy ist als Neo-Max für drei Fortsetzungen geplant, also fährt er noch sechsmal hin und her.

Jedoch: Mit an den Truck-Grill gekettetem Metalgitarristen und Magermodels auf Rücksitzen, mit permanentem Klettern, Grunzen, Sich-und Einander-Wehtun auf Verfolgungsvehikeln, mit seinem benzingetränkten Wust an Ketten, Stacheln, Pusteln, Binnendifferenzen, die alle keinen Unterschied bewirken, macht das Actionabstraktionsdesign einen schlanken Fuß. Also, Bleifuß. Oder zwei, also "Happy Feet". Ohne Zehen, denn Millers Toecutter von 1979 spielt auch mit.

Ab Fr in den Kinos (OF IMAX 3D im Apollo)

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