Schrebergarten der Weltkunst
Flucht nach hinten: Die Biennale in Venedig betreibt eine brave Inventur der Gegenwartskunst. Der Zeichenstift ersetzt die Kamera
Am Anfang ist das Ende. Wenn der Besucher den ersten Teil der Gruppenausstellung "All the World's Futures" im zentralen Pavillon der Giardini betritt, sieht er das Wort "The End". Der italienische Künstler und Mitstreiter des marxistischen Filmemachers Pier Paolo Pasolini, Fabio Mauri (1926-2009), hat es in zahlreichen Varianten gezeichnet und gedruckt. "The End": Schlussbild eines imaginären Films und Aufruf, über einen Neubeginn nachzudenken.
Auf der 56. Biennale von Venedig steht "Ende" auch für Ratlosigkeit. Sowohl die von Okwui Enwezor kuratierte Themenschau "All the World's Futures" als auch die Beiträge in den Länderpavillons treten häufig auf der Stelle. Die zeitgenössische Kunst antwortet auf die Katastrophen der Gegenwart mit keinen kühnen Thesen, sondern einer Inventur des Bestehenden. Die vergangene Documenta in Kassel präsentierte die Kunst als Therapie, die Biennale vor zwei Jahren die Fantasiewelten der Art brut. Nun ist der Film zu Ende und noch kein neuer eingelegt.