Vom lustigen und ernsten Helge: "Mülheim Texas"
Der Komiker, Regisseur, Schauspieler, Autor und Multiinstrumentalist Helge Schneider ist 59 Jahre alt, begann mit fünf Jahren Klavier zu spielen, landete mit seinem Lied "Katzeklo" einen Hit und hat sechs Kinder mit vier Frauen. All das erzählt Andrea Roggons Langfilmdebüt "Mülheim Texas: Helge Schneider hier und dort" nicht. Die Doku, deren Kinostart die Filmschau "Tribute to Helge"(im Filmcasino Wien sowie in Linz, Graz und Wels) begleitet, ist keine Biografie der kontrovers diskutierten Persönlichkeit Helge Schneider, sondern ein Porträt des heutigen Menschen und Künstlers -mit jenen Einblicken in sein Leben, die er gewährt. Das Vorhaben gestaltet sich mitunter schwierig: Schneider mimt nicht nur den widerspenstigen Blödler, sondern gibt unumwunden zu, sich ungern zu offenbaren.
Die Annäherung auf Verhandlungsbasis gestaltet Roggon als Mischung aus klassischem, ernsthaftem Interview, Ausschnitten aus Filmen, Bühnen- und TV-Auftritten sowie Momenten, in denen sie Schneider begleitet hat: im Arbeitszimmer, bei Proben, Dreharbeiten, Presseauftritten und unterwegs im Auto, Motorrad oder Boot. Das Ergebnis ist eine unterhaltsame, bisweilen sehr lustige Sammlung der verschiedenen Talente und Charakterzüge Schneiders, der einen Musiker mit großer Jazz-Leidenschaft, einen ungeduldigen wie reflektierten Bühnenprofi und einen Improvisationskünstler in sich vereint, der den Blick des Publikums dermaßen verinnerlicht hat, dass er jederzeit in die Unterhalterrolle zu schlüpfen bereit ist.
Von dem Wenigen, das Schneider über sein Privatleben preisgibt, hebt sich der Künstler dabei umso stärker ab. Und mit ihm sein nicht zu verachtendes Lebensziel, als Clown "gegen den Irrsinn der Normalität zu rebellieren".
Ab Fr im Filmcasino