Building Fences

Lukas Matzinger, Christopher Wurmdobler
Kolumnen, FALTER 21/2015 vom 20.05.2015

Wenn man nicht gerade Ländervertretung oder Conchita Wurst war, musste man bei der Eröffnung der Song-Contest-Woche vorm und im Wiener Rathaus eine Menge Absperrungen überwinden. Statt des vom ORF ausgegebenen ESC-Mottos "Building Bridges" war beim "längsten roten Teppich Wiens" (Moderatorin Kati Bellowitsch) eher Zaunbau angesagt. Die Stars kamen aber per Wiener-Linien-Bus und mussten auf ihrem Weg vom Burgtheater zum Bürgermeister maximal drei Durchgänge der sieben Song-Contest-Lieder anhören, die das Orchester auf der Bühne neben einer Wachs-Conchita im Dauerloop spielte. Alle anderen auf dem Rathausplatz wurden wahnsinnig. Hätte man das Fahrstuhlmusikorchester nicht zumindest aus jedem der 40 Teilnehmerländer ein Lied einstudieren lassen können? Wie jämmerlich. Somit sind die Hungerspiele eröffnet, die Sause im Rathaus selbst und in der Ottakringer Brauerei war allerdings spaßig, und irgendwie freuen wir uns schon auf die nächsten Tage und das große Finale am Samstag. Die Favoriten? Immer noch Norwegen, Slowenien und ein bisschen auch England, weil's so schön elektronisch swingt. Wobei: Niemand ist für England.

Einen Abend vorher, selber Schauplatz. Life-Ball-Macher Gery Keszler zündete die Outing-Rakete (siehe Seite 10) und gab damit der Aids-Charity, die zum 23. Mal stattfand, einen gewissen Kick. Musikalisch war hier einiges zu holen. Conchita nazionale präsentierte ihren neuen Song, Sängerin Sophie Ellis-Bextor sang einen schon älteren Hit, und Mary J. Blige coverte eindrucksvoll U2. Und US-Schauspielerin Charlize Theron hielt eine bewegende Rede. Dagmar Koller durfte wieder auf den Laufsteg, um mit echten Models Mode von Jean Paul Gaultier vorzuführen, und dann begab sich der Tross ins Rathaus. Same same. Aber irgendwie auch ein wenig anders als in all den Jahren zuvor.

Aber es passiert noch mehr Großes in dieser Stadt als bloß Life Ball und Eurovision Song Contest. So hat zum Beispiel Bett ina Assinger, die Exfrau des Gendarmen und ORF-Moderators Armin Assinger, vergangene Woche ihre erste eigene Modekollektion präsentiert. Noch vor Jahren ist sie für das österreichische Jones-Label selbst als Model gelaufen, jetzt ließen sie sie im Jones-Store in der Kärntner Straße schon ihre eigene Kollektion zeigen. Die Teile sind bedenklich schrullig und kitschig-hippiesk - das hat aber Stars wie Leo Hillinger, Vera Russwurm und Eva Glawischnig nicht davon abgehalten, zur Vorstellung zu kommen und lustige Dekorationsgegenstände in die Kameras zu halten. Die Buffetwürstchen schmeckten gut.

Der Dompfarrer ist wieder da! Endlich wurde Stephansdom-Pfarrer Toni Faber wieder bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung gesichtet. Wegen einer argen Bauchspeicheldrüsenentzündung - einer verlängerten Fastenzeit, wie er selbst sagt - war der umtriebige Dompfarrer zuletzt monatelang außer Gefecht gesetzt. Doch beim 60. Geburtstag des Wiener Friseursalons Ossig zeigte sich Faber jetzt endlich wieder in der Öffentlichkeit. Beim Traditionsfriseur, gleich neben seiner Kirche im ersten Bezirk, wurden zum Jubiläum die neuesten Beauty-und Frisurentrends präsentiert und neben der hohen Geistlichkeit auch noch Tanzschulchefin Yvonne Rueff und "Moneymaker"-Moderator Alexander Rüdiger gesichtet. Dem Pfarrer gefiel's. Er lächelte und scherzte sogar schon über seine Society-Auszeit. Aber jetzt wird man ihn wahrscheinlich eh wieder öfter vor den Kameras sehen. Gott sei Dank.

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