Kunsthalle Graz: Der Stein als Handstück und erfindungsreiche Vorstellung
Mit der von Wenzel Mracek, Arnold Reinisch und Jani Schwob kuratierten Ausstellung "Mountain Views" zeigt die am Puls hiesiger Kunstproduktion arbeitende Kunsthalle Graz zwei Positionen, deren Zusammentreffen wie die Krönung der dort zuletzt unternommenen Paarläufe "Part of the Game" anmutet.
Hildegard Könighofer und Josef Taucher sind mineralogisch ambitionierte Künstler, deren Werke schon deshalb so perfekt ineinandergreifen, weil sie zwei von alters her unterschiedene Naturkonzepte einander gegenüberstellen. Minutiös porträtiert Hildegard Könighofer Gesteinsproben. Bei der bedachtsamen Zuwendung, deren sich die sogenannten "Handstücke" erfreuen, ist es kein Wunder, dass sich die Trümmer im Auge des Betrachters bald zu monumentalen Gebirgen auswachsen. Bis in das kleinstes Detail wahrgenommen und zu Papier gebracht, glänzen sie auf weißer Flur im Maßstab 1:1 und spiegeln damit ein objektiviertes Bild der so und nicht anders geschaffenen Natur wider: "natura naturata".
In dieser Nachbarschaft wirken Josef Tauchers fiktive Bergmassive nicht nur riesig im Format, sondern in geradezu expressiver Wucht gemalt, gewinnen im Übereinander mehrerer Schichten an Raum und Stofflichkeit, streben einem Himmel zu, der ihnen - belebt von zerfetzten, raubvogelartigen Wolkenformationen -kaum nachsteht an Plastizität. Als gelte es, Fliehkräfte zu zähmen, Wind und Wetter als formende Impulse darzustellen oder eben dem auf den Grund zu gehen, was als "natura naturans" - als kreativ schaffende Natur -Philosophie geworden ist.
Kunsthalle Graz, bis 28.5.