Über die Erleichterung, wenn es endlich vorbei ist
Montag, 18. Mai: Liebes Tagebuch! Die Woche geht los mit Salvatore Sciarrinos Oper "Die tödliche Blume", inszeniert vom mittlerweile 81-jährigen Achim Freyer. Wie Insekten hängen die Sänger mitten in diesem surrealistischen Garten an Marionettenschnüren. Die Frau, die ihren Mann betrogen hat und deswegen zum Schluss getötet wird, sieht aus, als hätte Niki de Saint Phalle ihr Kleid geschneidert. Eigentlich eine interessante und wahre Geschichte über einen Renaissancekomponisten, der für den Mord nie belangt wurde, von der man aber ob der starren Inszenierung nicht so viel mitkriegt. Am faszinierendsten ist das Orchester (Klangforum), das die schräge Musik aus dem Jahr 1998 unglaublich zurückhaltend spielt.
Mittwoch, 20. Mai: Heuer stehen einige russische Stücke auf dem Programm. Den Anfang macht Kirill Serebrennikows Vertheaterung der "Tote Seelen". Gogols Roman handelt vom betrügerischen Beamten Tschitschikow, der auch noch aus den Toten Profit schlagen möchte. Auf der Bühne aus Spanholzplatten geht es zweieinhalb Stunden lang gehörig ab. Gespielt werden alle Rollen, auch die Frauen und die Hunde, nur von Männern, die viel und schnell reden. Ein Pianist spielt Vertonungen von Gogols lyrischen Ausschweifungen, die Schauspieler singen. Das sind die schönsten Momente dieses Abends, der zu sehr auf Unterhaltung aus ist und anstatt runterzuschrauben nur noch mehr aufdreht.