Vater geht auf Reisen
Exemplarisch: Nadifa Mohameds Epos über einen somalischen Buben, der sein Glück in England sucht
Dies ist der Roman der Stunde. Er erzählt exemplarisch die Odyssee eines jungen Afrikaners, der ein besseres Leben sucht, als sein Herkunftsland Somalia ihm bieten kann, und der unter ungeheuren Strapazen seinen Weg nach Europa findet. "Black Mamba Boy" erzählt von Heimatverlust, Entwurzelung und Armutsmigration, aber auch vom unbezähmbaren Lebensmut eines afrikanischen Buben, dessen Chancenlosigkeit mit seiner Geburt festzustehen scheint, der sich davon aber nicht entmutigen lässt.
Der Roman basiert auf der Kindheits- und Jugendgeschichte des Vaters der somalischen Autorin Nadifa Mohamed, der es in den 1930er-Jahren, zur Zeit der Herrschaft Mussolinis in Ostafrika, in einer zwölfjährigen Irrfahrt von Somalia bis nach England schaffte. Der Roman greift aus in die komplizierte Kolonialgeschichte der Region um das Horn von Afrika und findet eine Parallele zu den afrikanischen Entwurzelungen in der berüchtigten Geschichte des Schiffes "Exodus" mit tausenden entwurzelten Holocaust-Überlebenden an Bord. Die Briten verweigerten diesen Flüchtlingen 1947 die Landung in Palästina und schickten sie auf dem Frachter "Runnymede Park" nach Hamburg zurück.