"Parcours d'Amour" - (k)ein Coming-of-age-Film

Eva Kleinschwärzer
FALTER:Woche, FALTER:Woche 23/2015 vom 03.06.2015

Paris, die Stadt der Liebe und der Lebenslust, auch für Menschen jenseits der 70 - das ist das Hauptmotiv dieses Dokumentarfilms von Bettina Blümner. "Parcours d'Amour" spielt zwischen schummrigen Tanzlokalen, Wohnungen mit Spitzendeckchen und so einigen Klischees, die sich französischer Leichtigkeit zu Akkordeon in Dur ebenso bedienen wie Alterseinsamkeit auf minimalistischem Klavier.

Beinahe altersgemäß lässt sich die Regie Zeit damit, die Geschichten und Lebenswege der Menschen darin auszubreiten; fast wie eines der Familienalben, die im Film aufgeschlagen werden, um ein wenig darin zu blättern. Die Erzählungen drehen sich um Beziehungen, Ehen, Affären aber auch um Zusammenhalt, Krankheit und Freundschaft. Der Punkt, an dem all diese Fäden zusammenlaufen, ist das Memphis, eines der vielen Pariser Tanzlokale und der Ort, an den der Film immer wieder zurückkehrt, um sich von dort aus wieder auf andere Menschen und andere Geschichten zuzubewegen. Die Tanzstile, Rhythmen und Melodien sind wiederzuerkennen, ebenso die Figuren, die in diesem Kosmos entworfen werden - da gibt es die zwei alternden Schürzenjäger, den seriösen Vortänzer, die unglücklich verliebte Romantikerin auf der Suche, ihre beste Freundin und die ein oder andere besser betuchte Dame, die für die Tanzstunden bezahlt. Am Ende des Films fahren die alternden Männer und Frauen dann aber trotzdem einsam und nur begleitet von schwermütiger Musik in die Nacht und ihren Lebensabend.

So ehrlich interessiert sich "Parcours d'Amour" den Menschen in dem Film anzunähern versucht, erweckt er doch den Eindruck, dass er stilistisch bei einem Tässchen Tanzkaffee und den Grundschritten bleibt, statt auf dem Tanzparkett etwas zu wagen.

Bereits im Kino (OmU im Top und Gartenbau)

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