Pritschelei

Peter Iwaniewicz badet gerne in den Lobaugewässern mit den süßen Süßwasserquallen

Kolumnen, FALTER 24/2015 vom 09.06.2015

Sommerzeit ist Badezeit. Diese Formel ist aber heute für den erlebnisaffinen Menschen zu wenig yolo* und für den kleinen Tierfreund zu anthropozentrisch. Deshalb habe ich im Trüben gefischt und klares Wasser getrunken, um in die seltsame Welt des Schwimmens mit Tieren einzutauchen.

Die auf wien.at angeführten Hundebadeplätze lasse ich wegen zu geringen Adrenalinfaktors aus, weil der Puls dabei nur ansteigt, wenn man einem Würstel auf Augenhöhe begegnet. Auch Schwimmen mit Delfinen kein Heuler, sondern eher nur zum Heulen, da für diese Tiere die Haltungsbedingungen schlecht, der Stress hoch und das Infektionsrisiko groß ist. Haitauchen kann man in Costa Teguise auf Lanzarote. Der Spaß beschränkt sich auch hier nur auf ein Aquarium und kostet immerhin 279 Euro.

Mit 18 Euro pro Tag für eine Eintrittskarte ins Erlebnisbad Lübbenau kann man angeblich „wettschwimmen mit Humboldt-Pinguinen“. Tatsächlich sind aber die Becken artenspezifisch getrennt, und man kann sich nur durch eine Glasscheibe wechselseitig beobachten.

Mehr Eleganz verspricht das Schwimmen mit Seekühen (schöner: Manatis) vor der Westküste Floridas. Aber Obacht, Pograpscher! Berühren darf man die Tiere nur, wenn diese selbst den Kontakt aufnehmen. Andernfalls kostet es 150 Dollar, wenn man eine Seekuh unerlaubt befummelt. Auf ihr zu reiten wird sogar mit 500 Dollar oder 60 Tagen Gefängnis bestraft. Bravo!

Vor der mexikanischen Halbinsel Cancún begegnet man in den futterreichen Gewässern frühmorgens hunderten Walhaien. Doch darauf lauern mittlerweile über 200 Touristenboote. Für 160 Dollar sieht man vor allem einen der 2500 Taucher. Wem das alles zu weit weg und doch zu billig ist, der wird in der „Alligator Action Farm“ im hessischen Städtchen Friedberg fündig. In dem Privatzoo können Besucher mit Krokodilen schwimmen oder – falls das zu langweilig ist – ihren Kopf in das geöffnete Maul eines Alligators legen. Scharfe 450 Euro kostet die Sause für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.

Einen quasi letzten Kick bietet die Seebestattungs-Reederei Hamburg, die eine gemeinsame Bestattung von Menschen- und Haustierasche weltweit anbietet. Da laut bundesdeutschem Gesetz nur menschliche Asche und Baggerschüttgut ins Meer eingebracht werden dürfen, tritt die Asche von Halter und Haustier erst außerhalb der Dreimeilenzone zum letzten Bad an.

* you only live once

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