Schausbergers Festwochentagebuch Notizen einer Festivalbesucherin im Theaterrausch (4)
Die Geschichte lässt sich nicht ändern
Montag, 1. Juni: Liebes Tagebuch! Heute steht "Die Möwe" von Tschechow auf Kroatisch auf dem Programm. Allerdings ist von der "Möwe" kaum was übrig geblieben, obwohl sich die Intellektuellen, die zusammen am Land abhängen, auch hier immer noch ordentlich auf die Nerven gehen. Bobo Jelčić bringt nur den ersten und den dritten Akt auf die Bühne, weil im zweiten nicht so viel Relevantes passiert, wie er sagt. Das Saallicht bleibt an, irgendwer redet backstage, die Bühne ist bis auf ein paar wenige Polstermöbel leer, ein Bühnenarbeiter tritt auf und die Schauspieler machen viele Gags. Die Melancholie des Originals fehlt der Inszenierung, die hauptsächlich unterhaltsam ist, vor allem für die Frau neben mir, die schon nach den ersten Minuten nicht mehr zu lachen aufhören kann.
Dienstag, 2. Juni: Sie werden die "Punks des chilenischen Theaters" genannt und irgendwie passt die Bezeichnung zur Gruppe La Re-sentida. Ihr Stück "La Imaginación del Futuro /Fantasie für morgen" ist anarchisch,